Seeschifffahrt

Seeschifffahrt
See|schiff|fahrt 〈f. 20; unz.〉 Schifffahrt auf hoher See

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See|schiff|fahrt, die <o. Pl.>:
Schifffahrt, Schiffsverkehr auf See.

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Seeschifffahrt,
 
die Schifffahrt auf See außerhalb der Binnengewässer, die staats- und völkerrechtlich besonderen Regeln unterliegt (u. a. der International Maritime Organization, IMO). - In Deutschland ergeben sich die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Seeschifffahrt aus unterschiedlichen gesetzlichen Regelungen (Seerecht).
 
Die Entwicklung der Weltwirtschaft beruht wesentlich auf der Seeschifffahrt, durch welche Massentransporte von Menschen (Auswanderungen) und Gütern möglich wurden. Ihre wirtschaftliche Bedeutung nahm erheblich zu, als mit der technischen Entwicklung die Fahrtdauer verkürzt, die Schiffsgrößen erhöht und dadurch die Frachtraten verbilligt werden konnten. Die Personenbeförderung ist seit den 1960er-Jahren auf den Luftverkehr übergegangen; die Überseelinienfahrt wurde in der Bundesrepublik Deutschland 1971 eingestellt. Die Seeschifffahrt beschränkt sich jetzt, von Kreuzfahrten und wieder beliebter werdenden Frachtschiffspassagier-Reisen sowie Fährverkehr abgesehen, auf den Gütertransport, wobei sie zunehmend mit dem Luftverkehr konkurriert.
 
Deutschland verlor 1945 seine gesamte Flotte bis auf wenige alte Schiffe für die Küstenschifffahrt (168 291 tdw). Hochseeschifffahrt und Schiffbau waren zunächst verboten. Diese Beschränkungen fielen schrittweise; vom 3. 4. 1951 an durfte die Bundesrepublik Deutschland wieder uneingeschränkt Schiffe bauen und Schifffahrt treiben. Die Bundesrepublik Deutschland verzeichnete am 1. 1. 1978 mit 2 241 Einheiten (9,7 Mio. BRT; 1960: 3 981 Schiffe mit 5,0 Mio. BRT) den größten Seeschiffsbestand seit 1914; ohne Fischerei- und Spezialschiffe verblieben an reinen Handelsschiffen 1 643 Einheiten mit 9,3 Mio. BRT. Bis Ende 1997 ging der Bestand an Seeschiffen auf 1 125 (6,9 Mio. BRZ) zurück. In den deutschen Häfen wurden (1997) 216,0 Mio. t Güter umgeschlagen, davon in Hamburg 76,7, Bremen 34,0, Wilhelmshaven 36,6, Lübeck 17,0 und Rostock 16,4 Mio. t. Am 31. 4. 1997 waren in der deutschen Handelsflotte (einschließlich Fischerei) 14 226 Seeleute beschäftigt.
 
Die Rahmenbedingungen der internationalen Frachtschifffahrt werden von einer Vielzahl internationaler Institutionen und Organisationen (u. a. OECD, EU) beeinflusst; die EU befasst sich v. a. mit einer Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Handelsflotten (Europäisches Gemeinschaftsregister). Der Welthandel wird zu 98 % über See abgewickelt, der Handel innerhalb der EU erfolgt zu rd. einem Drittel auf dem Seeweg. Die Krise, in die die Welthandelsflotte Ende der 1970er-Jahre geraten war, resultierte v. a. aus Strukturveränderungen im Weltseehandel (Verringerung der Rohöltransporte) sowie dem damit zunehmenden Ungleichgewicht zwischen der stark gewachsenen Zahl der Schiffe und dem stagnierenden beziehungsweise sinkenden Transportbedarf. Für den Weltseegüterverkehr, der seit 1986 und verstärkt 1988 wegen der Ausdehnung des Welthandelsvolumens wieder zunahm, wirkten sich auch 1990/91 die niedrigen Ölpreise in Form verminderter Transportkosten günstig aus. Der Weltseegüterverkehr (geladene Güter im Außenhandel) umfasste (1997) 4,8 Mrd. t (1975: 3,047 Mrd. t). Wettbewerbsverzerrungen durch Flaggenprotektionismus (Billigflaggen) und seit Jahren sinkende Renditen im weltweiten Seeverkehr bewirkten v. a. den Einsatz größerer und kostengünstigerer Schiffe (Containerschiffe, die rollende Ladeeinheiten über eine Heckrampe aufnehmen und gleichzeitig über Containerkapazität verfügen), die mit geringerem Personalbestand auskommen, sowie die Optimierung von Ladungsströmen (Kooperation der Reedereien im Containerverkehr).
 
Die Tonnage der Welthandelsflotte erreichte aufgrund der anhaltend lebhaften Neubautätigkeit, v. a. von Containerschiffen und Gastankern, mit (1997) 522,2 Mio. BRZ (rd. 85 500 Schiffe) ihren bisher höchsten Stand (1981: 420 Mio. BRT). Die Transportleistung der 45 830 Frachtschiffe erhöhte sich auf (1997) 757,8 Mio. t Tragfähigkeit (tdw). Davon waren im Einsatz: 1 045 Gastanker mit 16,0 Mio. tdw, 2 260 Chemietanker mit 22,6 Mio. tdw, 6 933 Öltanker mit 271,0 Mio. tdw, 5 079 Trockenfrachter mit 249,8 Mio. tdw, 242 Trocken-/Ölfrachter mit 20,3 Mio. tdw, 4 167 Ro-ro-Schiffe mit 15,4 Mio. tdw und 2 187 Containerfrachter (3,6 Mio. Standardcontainer) mit 55,5 Mio. tdw. Die EU-Staaten besaßen (1997) 11 037 Handelsschiffe mit 52,5 Mio. BRZ Schiffsraum (10 % der Welthandelsflotte).
 
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie v. a. auch in den folgenden Artikeln:
 
Binnenschifffahrt · Handelsflotte · Schiffbau · Weltwirtschaft
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Seeschifffahrt: Güterverkehr, Personenverkehr, Fischerei
 

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See|schiff|fahrt, die <o. Pl.>: Schifffahrt, Schiffsverkehr auf See.

Universal-Lexikon. 2012.

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